Moderne eingebettete Systeme sind meist aus
zahlreichen verteilten und heterogenen Komponenten
zusammengesetzt, die mit der physikalischen Umwelt über Sensoren und
Aktoren interagieren. Dabei spielt das zeitliche
Verhalten aller Komponenten untereinander — sogenannte
Realzeitaspekte — eine besonders kritische Rolle.
Derzeit ist jedoch die Behandling von Realzeitaspekten
bei der Entwicklung von eingebetteten Systemen durch weitgehend
isolierte Ansätze und Insellösungen gekennzeichnet.
Dies macht grundsätzlich eine Erweiterung der heute
bekannten Werkzeuge und Entwicklungsmethoden notwendig.
Formale Techniken erlauben zwar die mathematische
Objektivierung und Analyse von Realzeitanforderungen. Die heute
eingesetzten Werkzeuge zielen jedoch meist auf spezielle
Einzelaspekte bzw. Entwicklungsphasen mit
den entsprechenden Abstraktionsebenen ab — ohne
Integration in einen einheitlichen Rahmen, wie er für
die Entwicklung komplexer Systeme unabdingbar ist.
Zu beachten ist ferner, daß Realzeitaspekte —
so wichtig sie auch sind — nicht losgelöst von anderen Anforderungen
und Entwicklungsentscheidungen betrachtet werden können, wenn man zu einer
einheitlichen und zugleich formal
umfassenden Modellierung kommen will.
Schon auf der Anforderungsebene geht es um die
horizontale Strukturierung in Komponenten mit
unterschiedlichen Anforderungsprofilen. In der vertikalen Dimension,
d.h. bei der Verfeinerung in technische Lösungen, fehlt es vor allem
an einer fundierten Analyse der einzelnen Schritte
im Hinblick auf die Einhaltung von quantitativen zeitlichen Auflagen.
Diese Situation macht es industriellen Entwicklern
praktisch unmöglich, das im Prinzip verfügbare
Potential an mathematisch fundierten Methoden auszuschöpfen.
Zusätzlich hat sich die Kluft zwischen
industriell verwendeten, zunehmend werkzeugunterstützten Methoden und
überwiegend im akademischen Bereich entstandenen Verfahren eher vertieft —
obschon viele der sogenannten semiformalen Methoden zahlreiche Ansatzpunkte
für eine streng formale Vorgehensweise bilden.
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