Problembeschreibung
In den Zwischenschichten des Verfeinerungsprozesses spielen
die Auswirkungen auf das Zeitverhalten als Folge der Systemintegration auf
vernetzten Mehrprozessor-Architekturen eine große Rolle. Durch den Einsatz
von Betriebsystemen und arbitrierenden Busprotokollen entsteht eine Vielfalt
neuer Abhängigkeiten (Unterbrechungen, Blockierungen, Warten auf externe
Ereignisse usw.). Diese beeinflussen das Zeitverhalten einzelner Abläufe
auf schwer vorhersagbare Weise. Eine solche Unvorhersagbarkeit ist ein
großes Risiko für die Zuverlässigkeit des fertigen Systems.
Erschwerend kommt hinzu, daß Zielarchitekturen i.A.
heterogen sind. Prozessoren unterschiedlicher Hersteller mit verschiedenen
Hardware- und Basissoftware-Konfigurationen werden über unterschiedliche
Netzwerkprotokolle (z.B. Prioritäten- oder Zeitscheiben-Arbitrierung
unterschiedlicher Ausprägung) miteinander verbunden. Eine Methodik,
die das Zeitverhalten des Gesamtsystems analysiert, muß mit dieser
Heterogenität umgehen können.
Eine wichtige Teilaufgabe wird auch sein, Systemeigenschaften
wie CG-Zeit (Java), Kontextwechselzeit, Taskwechselzeit und Zeit für
Systemaufrufe zu bestimmen.
Zielsetzung/Leistungsumfang
AP 6 verfolgt im wesentlichen 3 Ziele:
- Eine frühzeitige Vorhersage des Zeitverhaltens,
welches sich als Folge der Systemintegration ergeben wird
- Die Bestimmung der Robustheit (Sensitivität) des Zeitverhaltens
des Gesamtsystems gegenüber lokalen Änderungen, z.B. Änderung einer
einzelnen Software-Funktion
- Eine systematische Optimierung der Elektronik-Architektur,
z.B. hinsichtlich Kosten und Erweiterbarkeit
Um der Heterogenität von Systemfunktionen und
Zielarchitektur gerecht zu werden, wird eine modulare Methodik
zur Analyse des Zeitverhalten des Gesamtsystems angestrebt.
Grundlage bildet das am IDA erforschte
und von Symtavision entwickelte
Softwarepaket SymTA/S.
Im Rahmen des AP 6 konzentriert sich IDA auf konzeptionelle
Aspekte der angestrebten Analyse- und Optimierungsmethodik. Das
DFKI kann dabei seine Erfahrung im Bereich
der Modellierung von Zeitverhaltens von Gesamtsystemen, deren
Verifikation und Verfeinerung einbringen. Symtavision konzentriert
sich auf das Erfassen von Kundenanforderungen und gemeinsam mit
AbsInt auf die Definition und Umsetzung von
Schnittstellen zwischen Symtavision- und AbsInt-Werkzeugen. Symtavision
wird zudem an Schnittstellen zu den anderen Arbeitspaketen arbeiten,
insbesondere um die dort erfassten Realzeitanforderungen sowie
Analyseergebnisse hinsichtlich Realzeitverhalten auszutauschen.
Abhängigkeiten von anderen Arbeitspaketen
AP 6 grenzt sich klar von
AP 3 ab, denn in AP 3 werden idealisierte
Annahmen über die Zielarchitektur gemacht. AP 6 hingegen konzentriert
sich gerade auf diejenigen Effekte, die bei der Implementierung der
Systemfunktionen auf einer realen Zielarchitektur neu hinzu kommen.
Die Verbindung bzw. der Übergang zwischen den für AP 3 und AP 6
benötigten Modellen wird in AP 4 und
AP 5 geleistet. In AP 1
wird der für die gesamte Methodik benötigte Rahmen gesteckt. Die aus
AP 2 stammende Beschreibung der Realzeitanforderungen
dient sowohl in AP 3 als auch in AP 6 als Grundlage für die Verifikation;
denn bestehende Realzeitanforderungen bleiben während des gesamten Prozesses
gültig, müssen jedoch schrittweise verfeinert werden. Aussagen über
Echtzeiteigenschaften der Zielarchitektur erhält man mittels der in
AP 7 und AP 8 angestrebten
Verfahren.
Import:
- Realzeitanforderungen an das System. Diese Anforderungen wurden
bereits mittels der in AP 3 entwickelten Methoden
auf Konsistenz und Plausibilität geprüft und ggf. verfeinert. Die
Beschreibung erfolgt mittels der in AP 2
entwickelten Formalismen und wird verfeinert über die in
AP 5 verifizierten Verfeinerungsschritte.
- Kernlaufzeiten einzelner Tasks (also die Zeit, die ein Task auf einer
bestimmten Ressource benötigt, wenn er nicht unterbrochen, blockiert usw.
wird), sowie Kernlaufzeiten der Basissoftware. Aussagen über
Realzeiteigenschaften einzelner Basis- oder Anwender-Tasks für bestimmte
Zielprozessoren werden (abhängig von Compiler und Compilerswitches) durch
aiT bestimmt (AP 7). Für Prozessoren mit Caches ist
dabei konfigurationsabhängig eine präzise Analyse der Speicherzugriffe
notwendig (AP 8).
- Ressourcenalternativen (mit dem Ziel, ein Optimum zu finden).
Es wird ein Format benötigt, in dem Ressourcenalternativen insbesondere
hinsichtlich Kernlaufzeiten einzelner Tasks charakterisiert sind.
Export:
- Grenzen des Echtzeitverhaltens (best-case, worst-case) unter Berücksichtigung von Integrationseffekten
- Auslastung der Ressourcen
- Task-Antwortzeiten
- Nachrichtenübertragungszeiten
- Zeitliche Schwankungen (Jitter)
- End-to-End-Latenzen
- benötigte Kommunikationspuffer
Diese Informationen können mit Realzeitanforderungen
verglichen werden. Somit sind zuverlässige Aussagen möglich, ob das zu
implementierende System diese Anforderungen erfüllen wird. Desweiteren
können diese Informationen rückannotiert, und damit in einem iterativen
Entwurf zur Verfeinerung abstrakterer Modelle (AP 3)
herangezogen werden. Die Modellierungsgüte wird so sukzessive gesteigert.
- Aussagen über die Häufigkeit von Unterbrechungen:
diese werden für die Analyse von Cache-Füllständen benötigt
(AP 8). Denn i.A. reicht es nicht, bei
Cache-Analysen einzelne Tasks isoliert zu betrachten, da sich
der Cache-Zustand zwischen Aufrufen oder durch Unterbrechungen
signifikant ändern kann.
- Bestimmung der Robustheit des Echtzeitverhaltens
hinsichtlich lokaler Änderungen, z.B. Änderung der Kernlaufzeit einer
einzelnen Task. Zum einen ermöglicht dies dem Anwender, bereits in
frühen Phasen einen Eindruck zu bekommen, wie kritisch bestimmte Parameter
sind. Zum anderen kann die “Luft” im System für zukünftige Erweiterungen
bestimmt werden. Diese Informationen können rückannotiert werden.
Folglich müssen die in AP 2, AP 4
und AP 5 entwickelten Beschreibungsformen
und Methoden auch solche Informationen berücksichtigen.
- Rückannotieren optimierter Systemparameter, z.B. Prioritäten:
Diese Informationen dienen zur Anpassung der in AP 7
und AP 8 durchgeführten Analysen an die optimierten
Systemparameter.
Beteiligte Projektpartner
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